Deutsche Rentenversicherung

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Tätigkeitsfeld „Medizinische Rehabilitation“

Interview der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) mit Dr. Matthias Rudolph

Portrait von Dr. Matthias RudolphQuelle:Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz Dr. Matthias Rudolph Dr. Matthias Rudolph, ehemaliger Ärztlicher Direktor und Chefarzt Psychosomatik

Warum ist die medizinische Rehabilitation ein attraktives Arbeitsfeld für Ärztinnen und Ärzte?

Wir haben in der Reha Zeit für unsere Rehabilitanden, das ist für mich eigentlich der größte Vorteil im Vergleich zu anderen Sektoren. Die durchschnittliche Verweildauer beträgt in den somatischen Fächern 3 bis 4 Wochen, in der Psychosomatik 5 bis 7 Wochen und in der Suchtrehabilitation bei Abhängigkeitserkrankungen sogar noch länger.

Das heißt, die Ärztinnen und Ärzte haben die Möglichkeit, die Rehabilitanden über mehrere Wochen zu begleiten und so zum Beispiel auch die Wirkung ihrer Therapiemaßnahmen zu erleben.

Der zweite große Vorteil ist die Arbeit im Team. Die Ärztinnen und Ärzte sind Teil des interdisziplinären Reha-Teams und können sich mit den anderen Berufsgruppen austauschen, um einen multimodalen Therapieansatz realisieren zu können. Das entlastet und erweitert gleichzeitig den persönlichen Horizont.

Welche Besonderheiten der medizinischen Rehabilitation schätzen Sie im Vergleich zur Akutmedizin?

Gerade für junge Kolleginnen und Kollegen, Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger nach der Erziehungszeit oder Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund, ist es genau die fehlende Akuität, die Zeit genug lässt, um in die ärztliche Tätigkeit (wieder) einzusteigen, ohne andauernd befürchten zu müssen, einen potenziell lebensbedrohlichen Zustand zu übersehen. Außerdem gibt es fast nur geplante Aufnahmen, so dass sich die Ärztinnen und Ärzte gründlich vorbereiten können, bevor die neuen Rehabilitanden anreisen. Auch handelt es sich bei den Diensten in der Regel um Bereitschaftsdienste mit einer niedrigen Belastungsstufe, die mit Diensten im Akutkrankenhaus kaum vergleichbar sind.

Welche Herausforderungen bestehen für die Arbeit des Reha-Teams?

Es ist wichtig, den interdisziplinären Austausch, auch mit Hilfe von elektronischen Medien, wie zum Beispiel einem Klinik-Informationssystem, gut zu strukturieren, um allen Teammitgliedern den Zugang zu den für sie relevanten Informationen zu ermöglichen und Plattformen für den Austausch zu etablieren.

Wie schätzen Sie die Bedeutung der medizinischen Rehabilitation in einer älter werdenden Gesellschaft ein?

Wir sind in der medizinischen Reha „die“ Spezialisten für Menschen mit chronischen Erkrankungen und die nehmen natürlich in der älter werdenden Gesellschaft deutlich zu. Dabei steht nicht primär die Heilung im Zentrum der therapeutischen Bemühungen, sondern die Anleitung der Betroffenen zu einem besseren Umgang mit ihrer chronischen Erkrankung, also die Förderung von Lebensqualität und Teilhabe. Beides sind aus meiner Sicht sehr herausfordernde Ziele. Eine Kollegin hat es mal so zusammengefasst: „Wir retten keine Leben, sondern Lebensläufe“.

Mit welchen Maßnahmen kann Ihrer Ansicht nach die Rekrutierung von Fachpersonal für die medizinische Rehabilitation gelingen?

Bei meinem Engagement zum Beispiel auf verschiedenen Veranstaltungen der „Operation Karriere“ habe ich erlebt, dass im Medizinstudium fast kein Wissen um die Besonderheiten der medizinischen Reha vermittelt wird, sondern uns leider manchmal noch das „Kur-Image“ anhaftet. Als Rehakliniken sollten wir offensiv mit unseren Vorteilen an potenzielle Bewerberinnen und Bewerber herangehen und uns nicht verstecken. In vielen Kliniken gibt es die Möglichkeit, Bausteine der Facharztweiterbildung zu erwerben, teilweise sogar, den kompletten Facharzt in einer Reha-Klinik zu erlangen. Das müssen wir publik machen, genauso wie die fairen Arbeitszeiten und die im Vergleich niedrige Dienstbelastung sowie die ausgeprägte Teamarbeit, als Besonderheit der Reha. Last but not least liegen die meisten Rehakliniken in wunderschönen Regionen, also „Arbeiten, wo andere Urlaub machen“, mit einer hohen Lebensqualität und Work-Life-Balance.

 

Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR)